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Ob Bodenarbeit oder Reiten, Sandra versprach, die Schüler dort abzuholen, wo sie stehen.
Zur großen Freude aller Beteiligten, Pferde wie Reiter, wurde am 2. Tag ein Trail aufgebaut. Die Aufgaben sorgten für Überraschungen und Kurzweile, was sehr gut ankam. Es gab ein Tor, eine Brücke und eine Plane. Eine Enge lud zum Rückwärtsgehen ein, während eine Stange zum Seitwärtstreten motivierte. Das obligatorische Flatterband hing im Weg und ein Ring forderte den Reiter dazu auf, einen Stock durchzustechen. Außerdem gab es die „Drei Tonnen“, die in einem Dreieck mit einem Abstand von 6m aufgestellt waren.
Eva und Fasira: Fasira, eine 6-jährige Araberstute, geht noch deutlich in ihrer natürlichen Schiefe. Da ihr Mensch Eva die letzte Zeit auf Unwilligkeiten beim Reiten stößt, war es ihr Wunsch, dass Sandra die Stute einmal selbst reitet. Eva hatte also bei der ersten Session die Möglichkeit, ihr Pferd und dessen Reaktionen von „außen“ zu betrachten. Dadurch und durch die Erklärungen der Reitlehrerin wurde ihr vieles klarer und am Mittag konnte sie mit feinen Hilfen ihr Pferd zu positiven Reaktionen bringen. Der Wow-Effekt setzte für Eva am 2. Tag ein: Fasira zeigte das am Vortag Erlernte weiterhin, sie war mit Feuereifer bei den Herausforderungen des Trails dabei und wirkte in ihrem ganzen Erscheinungsbild stabiler, größer und sicherer. Als besonderes Bonbon durfte Eva zu ihrer Freude feststellen, dass sich Fasira nicht mehr mit den Hinterhufen an die Vorderhufen schlug.
Karina und Pearl: Pearl ist 12 Jahre alt, eine Arabo-Haflinger-Stute und sehr individuell. Auf einem Auge ist sie blind und im vorigen Jahr hatte sie einen Unfall, der zu einer schweren Verletzung an der Hinterhand geführt hat. Pearl profitierte enorm von der ruhigen Lern-Atmosphäre und der guten Energie des Hofes. Zuträglich war bestimmt auch, dass wir zu dritt in der Halle sein durften. So konnte Pearl sich in Gesellschaft von 2 Freundinnen sicher fühlen und sich auf die Begebenheiten einlassen. Sie war konzentriert und eifrig bei der Sache. Wir hatten sozusagen zu dritt Einzelunterricht. Pearls Mensch ist oft unsicher, was sie Pearl abverlangen kann trotz des eingeschränkten Sehfeldes und der Verletzung. Sandra konnte ihr eine andere Sichtweise näherbringen, indem sie einleuchtende Erklärungen gab zu Pearls Verhalten in bestimmten Situationen. Es wurden Möglichkeiten erarbeitet, wie Karina ihr Pferd und dessen Stress bewusst wahrnimmt und ihr Sicherheit bietet. Hinsichtlich der Verletzung wurde an einer nachhaltigen Verbesserung von Pearls Haltung gearbeitet, um auch in diesem Punkt sicherer zu werden.
Daggi und Josy: Josy ist eine 16-jährige Pintostute. Sie geht seit Jahren mit ihrem Mensch, also mit mir, in Unterricht. Momentan wird an der Versammlung gearbeitet. Doch manchmal muss man bei Josy einfach mal wieder einen Schritt zurückgehen und z. B. die Linie korrigieren. Oft hat man dadurch den Eindruck, auf der Stelle zu treten. Aber so ein Kurs kann Wunder wirken: schon in der 2. Session zeigte Josy die gewünschte Haltung deutlich länger, öfter und, das Wichtigste, korrekt.
Im Trail am 2. Tag bekam ich diese Haltung wie nebenbei immer wieder geschenkt. Mein Favorit im Trail waren die „Drei Tonnen“ und am Nachmittag konnte ich sie mit Josy tatsächlich im Galopp umrunden, was mir einen unglaublichen Spaß gemacht hat. Doch dann erinnerte ich mich an das Wesentliche, gönnte Josy eine Pause und umrundete danach die Tonnen im Schritt in korrekter Versammlung. Das war echt cool!
Dagmar Cullmann